Aber das, was er kann, kann er nicht mit Sprache erklären. So können die anderen Menschen nicht wissen, dass Flümi schon viel gelernt hat. Nur Liesel kann Flümi ein bisschen verstehen. Ohne viel Deutsch geht es nicht. Und Liesel sagt: „Ohne viel Englisch geht es bei mir auch nicht“. „Du“ ist für Flümi schwer. Flümi ist „ich“ und Flümi ist „Du“ und Liesel ist auch „ich“ und auch „du“ und Britta ist auch „ich“ und „Du“. Liesel ist auch „mir“ und „mich“ und „mein“ und „Liesel“ und „Mama“ und „Frau“...Wie kann Flümi das alles so schnell lernen? Am meisten interessieren ihn doch Töne, Quatsch und Bilder und Schrift. Liesel und Flümi trinken jeden Tag viel Geduldtee, und langsam bekommen sie ein wenig Ordnung in ihr „Mus“. Flümi muss erst von allen Sachen die Namen lernen. Liesel sagt dann „Flümi rote Hose anziehen!“ oder „Flümi schwarze Schuhe anziehen!“ oder „bunte Mütze aufsetzen!“ oder „Flümi, mit blauem Stift malen!“.

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So lernt Flümi Farben und Sachen kennen, und Liesel kann fragen: „Wie ist die Jacke?“ Flümi kann dann sagen: „Die Jacke ist rot!“. Und dann fragt Liesel im Bilderbuch: „Wo ist der Hund?“ Flümi kann dann sagen: „Da ist der Hund!“ Flümi nimmt dann Liesels Finger und zeigt, wo der Hund ist. Flümi weiß noch nicht, dass er auch einen Zeigefinger hat. Damit Flümi das lernt, nimmt Liesel Flümis Finger und zeigt mit Flümis Finger. Jetzt hat Flümi verstanden, dass er auch einen Zeigefinger hat. Ohne viel Deutsch ist es schwer für Liesel, Flümi etwas zu erklären. Liesel nimmt Flümi an die Hand, wenn sie ihm etwas zeigen will. So hat Flümi gelernt, dass man die Menschen an die Hand nehmen muss, wenn man etwas zeigen oder haben will. So macht Flümi das jetzt auch mit Liesel. Er nimmt Liesel an die Hand und zeigt ihr, was er haben möchte. Liesel sagt Flümi mit wenig Deutsch, was er haben oder machen will. So kann Flümi durch Erfahrung, Deutsch lernen. Als Flümi noch ein Baby und ohne Deutsch war, hat er ganz viel mit seinen Ohren gehört, aber Spielen hat er nicht verstanden. Flümi hat die Sachen nur kurz angeguckt und dann probiert, was sie für ein Geräusch machen. So hat er viel über Geräusche gelernt, und da konnten Liesel und Britta nicht mitspielen. Wenn Flümi mit einem Löffel klappert, dann ist da immer ein anderes Geräusch - auf dem gedeckten Tisch, auf dem leeren Tisch, auf dem Fußboden, auf dem Teller, auf den Fliesen, in der Küche, im Kinderzimmer, ein anderer Löffel macht auch andere Geräusche. Das alles nervt Liesel, weil sie Flümi nicht verstehen kann.

Bild 11Flümi ist erst glücklich mit seinem Klappern, aber dann sucht er immer neue Töne und Geräusche. Liesel sagt, das ist eine Stereotypie. Aber was kann man da machen? Liesel kann doch nicht den ganzen Tag mit Flümi Bilderbücher angucken und singen. Sie hat doch auch noch Britta und Frederick. Wenn Liesel mit Britta spielt, dann guckt Flümi nur, was er ihnen für sein Geräuschespiel wegnehmen kann. Dann sind alle sauer: Flümi, weil er das Auto zum Drehen nicht kriegt, weil Britta damit spielen will und Liesel, weil Flümi nervt und wieder alleine spielen will. Das ist wieder schwer für Flümi, denn er kann bei Liesel, Britta und den anderen Kinder nicht mitspielen. Er will doch nur noch Geräusche spielen und Sachen drehen. Flümi merkt, dass er stört und geht in sein Bett. Ohne viel Deutsch und ohne Erfahrung kann Flümi auch nicht viel Deutsch verstehen lernen.Er hört hin, aber er guckt nicht hin. Er merkt sich das Deutsch, aber er kann nicht lernen, wo der Satz hingehört. Wenn Flümi einfach nur Deutsch spricht, dann sagt Liesel: das ist wie ein Echo!“. Wenn Flümi nichthinguckt, kann er auch nicht lernen, dass Liesel oder Britta ein bestimmtes Gesicht machen, etwas anfassen oder machen. Liesel sagt: Flümi soll hingucken, wenn ich ihm etwas zeige, aber das tut er nicht gerne und Flümi weiß auch nicht, ob er Liesel angucken soll oder das, was Liesel ihm zeigen will. Er soll auch Nachmachen gleich richtig machen. Aber Flümi hat doch nicht probieren können. Wenn er jetzt etwas falsch macht, dann ist Liesel