weil er ja noch ohne viel Erfahrung ist. Deshalb müssen die
anderen Menschen immer das sagen, was er kennt und hören will.
Andere Menschen müssen dasselbe sagen wie Liesel, und Liesel
muss dasselbe sagen, wie andere Menschen. Ohne viel Deutsch kann
Flümi nicht erklären, warum er das so hören
will. Da Liesel nicht weiß, was andere Menschen zu
Flümi gesagt haben, muss Flümi immer wieder dasselbe
fragen. Das nervt - Flümi und auch Liesel. Die Menschen wissen
nicht, dass Flümi nicht weiß, dass
„komm!“ „jetzt“ heißt
und auch noch „sofort kommen“ heißt.
„Kommen“ ist „jetzt, sofort, gleich,
später, eil dich, keine Zeit“, und
„kommen“. Flümi muss
das alles lernen. Er kann das aber alles nicht
„sofort“ verstehen, aber er will das wissen. Und da
er nicht weiß, wie er das sagen soll, haut er mit dem Kopf
auf den Boden - immer wieder, bis er bekommt, was er braucht - eine
Antwort, die er verstehen kann. Liesel hat Angst dass Flümi
sich verletzt. Sie versucht Flümi davon abzuhalten, aber er
ist sehr schnell, und er weiß auch, wo es sich gut
anhört. Bei Stoff und Teppich hört man nichts, anders
ist das bei Holz, Glas, oder Mauer. Flümi braucht immer einen
Erklärer.
Andere Kinder können mit Kindern, die ohne viel Deutsch nicht
mitspielen können, nichts anfangen. Sie wissen nicht, dass
Flümi das „noch nicht verstehen“ auch

traurig
und krank macht. Sie sagen „Flümi ist doof,
aber Flümi ist nicht doof. Flümi weiß
vieles, was andere Kinder nicht wissen und Flümi
weiß vieles nicht, was andere
Kinder schon wissen. Das ist schwer für die Kinder und auch
für Flümi. Wenn Flümi traurig ist und keinen
Erklärer hat, legt er sich ins Bett. Flümi soll
besser zuhören. Wenn man nicht viel Deutsch verstehen kann,
ist das schwer. Liesel sagt immer, wenn sie Englisch lernen will, ist
wenig manchmal schon zu viel. Da kann sie manchmal nichts verstehen, so
voll ist ihr Kopf. Liesel meint, dass Flümi das genauso geht.
Wenn Liesel immer nur zuhören soll und nur
manchmal ein Wort versteht, dann kann sie mit all dem nichts anfangen
und wird müde. Liesel weiß, dass sie aufpassen muss,
aber was soll sie denn machen. Sie kann ja auch nicht ohne viel
Englisch fragen, weil sie dann mit viel Englisch wieder nichts
versteht. Liesel sagt, da hilft nur Geduldtee, viel Geduldtee.
Flümi hat schon viel Ordnung in sein Mus bekommen. Liesel
liebt Flümi so, wie er ist und sie sieht, dass mit Geduldtee
ein Erklärer in 365 Tagen viel Ordnung schaffen kann.
Flümi braucht viel Zeit zum Ausprobieren. Er muss ja alles das
lernen und probieren, was Britta schon als Baby gelernt und probiert
hat und gleichzeitig noch das dazu lernen, was er
„jetzt“ lernen muss. Ohne viel Erfahrung und ohne
viel Deutsch verstehen zu können, hat Flümi viel
Angst und traut sich vieles nicht zu probieren. Er kann auch nur wenig
alleine probieren, weil er das „Probieren“ auch
verstehen will. Und dazu braucht Flümi den Erklärer.
Aber ein Erklärer hat nicht immer Zeit. Erklärer
erklären auch manchmal etwas, was Flümi
„noch nicht“ verstehen kann, aber
„verstehen soll“. Dann sind wieder alle sauer. So
schwer ist das. Flümi hat mit viel Geduldtee in 365 Tagen viel
Deutsch gelernt und auch viel Ordnung in sein Mus bekommen.
Flümi muss bald in die Schule gehen, und da muss man
„gut zuhören“, sagt Liesel.
Liesel
weiß, dass das für Flümi schwer werden
wird, sie weiß aber auch, dass Flümi noch viel mehr
lernen kann, wenn man sich 365 Tage Zeit nimmt, viel Geduldtee trinkt
und täglich ganz kleine Schritte macht.